Warum
ist das Cis zu hoch? - Vom "Trigger" und wofür er gut
ist Wenn du auf deiner Trompete beispielsweise die A-Dur-Tonleiter spielst,
wirst du feststellen,
dass die Töne cis' und d' etwas zu hoch klingen. Deswegen haben viele Trompeten
sogenannte "Trigger", das sind kleine "Drücker", Hebel,
Griffe oder Ringe, die mit den Zügen von Ventil 3 und manchmal auch von Ventil
1 verbunden sind. Bei cis' und d' drückst du den Trigger und verlängerst
damit den Ventilzug. Dadurch klingen die Töne etwas tiefer, also richtig.
Aber warum ist das nötig? Hätte der Instrumentenbauer die Ventilzüge
nicht von vorn herein länger machen können? So einfach ist
es natürlich nicht, und die Instrumentenbauer mussten bei der Entwicklung
der Blasinstrumente mit Ventilen lange rechnen und experimentieren, bis wirklich
brauchbare Instrumente entstanden. Hier zunächst ein paar grundlegende Informationen:
Jeder Blechbläser weiß, dass eine Verlängerung des Rohres
den Ton tiefer macht so lange wir im gleichen Obertonbereich bleiben (In der "Trompetenschule
für Kinder" würden wir sagen, so lange wir auf dem gleichen Gleis
bleiben). Bei den Zugposaunen kann man das sehr gut beobachten: Je weiter der
Zug ausgezogen wird, desto mehr wird der Ausgangston erniedrigt. Trompeten, Flügelhörner,
Kornette und die meisten anderen Blechblasinstrumente mit Ventilen haben anstelle
des (Posaunen-) Zuges drei Ventile, welche über sieben sinnvolle Ventilkombinationen
die schrittweise Verlängerung des Gesamtrohres ermöglichen. Dadurch
können wir von jedem Naturton aus (Griff 0) sieben Halbtonschritte abwärts
erzeugen. Die Reihenfolge der Griffe ist bei den heutigen Instrumenten immer folgende:
Griff 0 - nicht erniedrigt (Prim) Griff 2 - erniedrigt um einen Halbtonschritt
(kleine Sekund) Griff 1 - erniedrigt um einen Ganztonschritt (große
Sekund) Griff 1+2 - erniedrigt um eineinhalb Töne (kleine Terz)
Griff 2+3 - erniedrigt um zwei Ganztonschritte (große Terz) Griff 1+3
- erniedrigt um zwei Ganztöne und einen Halbtonschritt (Quart) Griff
1+2+3 - erniedrigt um drei Ganztöne (Tritonus). (siehe
Grifftabelle) Das ist sehr sinnvoll, denn so können
wir in Halbtonschritten den Abstand vom 2. Naturton (g') abwärts bis zum
1. Naturton (c') gerade ausfüllen. Wir stellen jedoch beim Spielen
fest, dass der mit Griff 1+2+3 erzeugte Ton (cis') deutlich zu hoch klingt, auch
Griff 1+3 (d') ist bei genauem Hinhören zu hoch. Das hängt zusammen
mit den von Griff zu Griff wechselnden Längenverhältnissen des Trompetenrohres,
in dem die Luft schwingt, wenn wir es mit den vibrierenden Lippen anblasen.
Eine B-Trompete hat vom Mundstück bis zum Schallbecher eine Grundrohrlänge
von ca. 130 cm. Das 2. Ventil verlängert um ein Fünfzehntel, also
ca. 8,7 cm; das 1. Ventil verlängert um ein Achtel, also ca. 16,3 cm;
das 3. Ventil verlängert um ein Fünftel, also ca. 26 cm. Das Problem
entsteht, wenn wir zusätzlich zu einem bereits gedrückten Ventil ein
zweites oder sogar ein drittes Ventil drücken. Man könnte die
Sache vergleichen mit einem Topf Suppe, in den wir Salz streuen, um der Suppe
Geschmack zu geben. Ein Liter Suppe braucht - sagen wir mal - einen Teelöffel
Salz. Wenn wir nun zu dem einen Liter Suppe noch einen halben Liter Wasser hinzufügen
(weil noch zwei Gäste gekommen sind), müssen wir auch entsprechend mehr
Salz hinzufügen, dass die Suppe schmeckt. Die Flüssigkeit und das Salz
müssen im richtigen Verhältnis zueinander bleiben. Die Menge des Salzes
muss "proportional" zur Menge der Flüssigkeit wachsen. Es folgen
zwei Rechenbeispiele, die das Thema der "Proportionen" beim Trompetenrohr
veranschaulichen sollen:
Wenn wir das 1. Ventil gedrückt
haben, um den Ton f' zu spielen, sind dadurch zu den 130 cm Grundrohrlänge
bereits gut 16 cm hinzugefügt, das Rohr ist also schon146 cm lang. Wenn wir
nun vom f' aus nochmals um einen Halbtonschritt zum e' erniedrigen wollen, müssen
wir unser gegebenes Trompetenrohr um ein zusätzliches Fünfzehntel verlängern,
denn Erniedrigung um einen Halbtonschritt erfordert Rohrverlängerung um ein
Fünfzehntel. Wir rechnen 146:15=9,3 (abgerundet) Das heißt,
eigentlich müsste das gedrückte 2. Ventil in diesem Fall das Rohr um
9,3 cm verlängern obwohl es nur 8,7 cm lang ist. Diese Ungenauigkeit können
wir noch leicht mit der Anblasspannung ausgleichen, es geschieht unbewusst..
Wenn wir nun zu den bereits gegriffenen Ventilen 1+3 noch das 2. Ventil hinzufügen,
um vom d' aus auf cis' zu erniedrigen, dann sind die Verhältnisse folgendermaßen:
130,0 cm Grundrohrlänge + 16,3 cm vom gedrückten 1. Ventil +
26,0 cm vom gedrückten 3. Ventil = 162,3 cm (abgerundet) Das 2. Ventil
sollte zu dem vorhandenen Rohr ein Fünfzehntel hinzufügen (Erniedrigung
um einen Halbtonschritt). Wir rechnen 162,3:15=10,8 (abgerundet). Das
2. Ventil müsste also eigentlich 10,8 cm lang sein, um bei schon gedrücktem
1. und 3. Ventil das Rohr nochmals um ein Fünfzehntel zu verlängern,
aber sein Ventilzug ist ja nur 8,7 cm lang! Und diesen Fehler hört man. Das
tiefe cis' (Griff 1+2+3) klingt zu hoch. Was dem Trompetenrohr
bei den Griffen 1+3 und 1+2+3 fehlt, können wir mit dem "Trigger"
hinzufügen. Wenn ein Blechinstrument keinen Trigger hat, muss der Bläser
die zu hohen Töne mit dem Ansatz anpassen. Dies ist vor allem bei den Tönen
cis' und d' nötig. Alle anderen Töne klingen auch ohne Gebrauch
des Triggers richtig, wenn wir gut hinhören und mit Atemdruck und Lippenspannung
die kleinen Ungenauigkeiten sofort ausgleichen. Bernhard
Schumacher Juli 2011 Vielen Dank an Professor Jochen Huhn für's kritische
Mitdenken! Grifftabelle
Siehe auch "Relativ" -
Warum die Bünde der Gitarre nicht alle den gleichen Abstand von einander
haben |