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Texte und Grafiken zum Instrumentalunterricht

"Trompete in B"
- Was bedeutet "Transponierendes Instrument" und warum haben Trompeten und Flöten beim gleichen Stück verschiedene Tonarten?

Die B-Trompete gehört wie die B-Klarinette,die Hörner und die Saxophone zu den "transponierenden Instrumenten". Das Wort "Transponieren" entspricht dem lateinischen "transponere" und bedeutet so viel wie versetzen, verschieben.

Bis ca. 1830 gab es an den Hörnern und Trompeten noch keine Ventile. Das bedeutet, dass die Bläser in den Orchestern ursprünglich nur Naturtöne spielen konnten. Zwar wurde von den Solo-Hornisten verlangt, dass sie durch gezieltes Hineinstecken der rechten Hand in den Schalltrichter ("Stopfen") den jeweiligen Naturton in der Tonhöhe veränderten, aber das konnte nur durch Einbußen an der Tonqualität geschehen und war nicht einfach. Die Komponisten schrieben also die Blechbläserstimmen so, dass die Hörner und Trompeten mit Naturtönen auskamen. Nun sollten natürlich die prächtigen Bläserklänge für Musiken in jeder Tonart einsetzbar sein, aber die Blechblasinstrumente waren durch ihre jeweilige Rohrlänge auf bestimmte Tonarten festgelegt. So erfand man das sogenannte "Inventionshorn", ein Instrument, dem man eine Anzahl von verschieden langen "Inventionsbögen" mitgab. Diese Bögen wurden an der Stelle, wo unsere heutigen Instrumente ihren Hauptstimmzug haben, eingesetzt und konnten zwischen den Sätzen einer Sinfonie oder in einer längeren Pause von Hand ausgetauscht werden. Wenn der erste Satz der Sinfonie in G-Dur erklingen sollte, steckte der Hornist seinen G-Bogen auf das Instrument; zum zweiten Satz - angenommen er stand in C-Dur - wechselte der Hornist den G-Bogen gegen den C-Bogen aus und konnte so jeweils in der richtigen Tonart die Naturtöne seines Instruments dem Orchesterklang hinzufügen.

Der jeweilige Grundton des Hornes oder der Trompete wurde aber unabhängig von der Tonart, in der das Instrument wirklich erklang, als C geschrieben. Wenn der Hornist also - für ein Musikstück in B-Dur - seinen B-Bogen aufgesetzt hatte, war in seinen Noten an der Stelle, wo ein B erklingen sollte, ein C notiert, eben der Grundton des Instrumentes. Das selbe galt für alle Tonarten. Der Komponist schrieb seine Hornstimme "in C", "in Es", "in F" usw., dann wusste der Hornist, dass er den C-, den Es- oder den F-Bogen aufzusetzen hatte und spielte in jeder Tonart dort, wo für ihn ein C geschrieben war, den Grundton seines Instruments. (Es ergibt sich daraus, dass die Komponisten für Hörner in der Regel nur die Noten c, c', g', c'', e'', g'', b'', c''', d''', e''' usw. die Naturtonreihe aufwärts schrieben. Mozarts Hornkonzerte sind Ausnahmen und verlangten vom Spieler großes Geschick beim "Stopfen".)

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Ventile für Blechinstrumente erfunden (durch Heinrich Stölzel und Friedrich Blühmel) und verbreiteten sich schnell überall hin, aber es hatte sich gezeigt, dass die Trompeten mit dem Grundton B (Rohrlänge ca. 112 cm) am festlichsten und angenehmsten klangen. So hat sich die beliebte Grundstimmung "in B" als Standard für Trompeten weltweit durchgesetzt. Und deshalb - aus historischen Gründen - werden bis heute Trompetenstimmen im allgemeinen als B-Stimmen geschrieben. Es erklingt also da, wo der Trompeter ein c' liest und auf seiner B-Trompete ohne Ventilgebrauch den 1. Oberton spielt, in Wirklichkeit ein b. Diese (transponierende) Schreibweise ist bis heute überall erhalten geblieben, sowohl in der Orchester- als auch in der Tanz- und Militärmusik. So wie die Trompeter ihre Noten "in B" erhalten, sind die Hornisten Noten "in F" und "in Es" gewohnt (in der klassischen Hornliteratur kommen aber Hornstimmen in allen Tonarten vor). Die Posaunen und Tuben gehören nicht zu den transponierenden Instrumenten, ihre Stimmen werden - meistens im Bassschlüssel - "in C" notiert, genau wie die Cello- und Kontrabassnoten.

Es gibt allerdings eine "Insel", auf der diese historisch begründete transponierende Schreibweise nicht beibehalten wurde, nämlich die "Posaunenchöre" (in der evangelischen Kirchenmusik seit Beginn des 20. Jahrhunderts). Dort heißt der erste Oberton der B-Trompeten (Griff 0) nicht c', sondern b, geschrieben unter der ersten unteren Hilfslinie; der zweite Oberton (Griff 0) heißt entsprechend f', der dritte b' usw. Die Noten der Blechbläser klingen dann genau so wie die der Flöten und Geigen, der Orgel und der Sänger. Dadurch ist es viel einfacher, eine Trompete z.B. im Gottesdienst aus den Noten des Chor- oder Orgelbuchs eine Stimme mitspielen zu lassen. Man benötigt keine Extranoten für die Blechbläser.

Als Bläser, der von dieser Insel stammte, habe ich allerdings einmal ein peinliches Erlebnis gehabt: Die Musikgruppe, in der ich neben anderen Instrumenten auch Flügelhorn spielte, hatte einen Fernsehauftritt beim Westdeutschen Rundfunk in Köln. Ohne dass ich es vorher wusste, war für den Beginn der Sendung der Auftritt eines Jazz-Ensembles des Rundfunks zusammen mit mir und meinem Flügelhorn geplant; ich sollte die mir bis dahin völlig unbekannte Titelmelodie der Sendung mitspielen. Kurz vorher gab es eine Probe, ich bekam ein Notenblatt und versuchte wacker, die da aufgeschriebene Melodie im Einklang mit den anderen Musikern zu spielen, aber es klang furchtbar schief. Es waren Noten für Trompete in B, aber ich hatte - als Kind - nur gelernt, in C zu spielen, abgesehen davon, dass in der Band keinerlei Noten verwendet wurden, wir spielten alles ohne Noten. In der Aufregung gelang es mir nicht, die wenigen Töne einfach einen Ton tiefer zu spielen, als sie aufgeschrieben waren, und dieser an sich gut gemeinte Gag musste wegfallen. Wie peinlich!

Vielleicht auch deshalb habe ich später dann das Transponieren fast als Hobby betrieben. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, ist es ganz einfach. Jeder Blechbläser sollte sich so bald wie möglich damit befassen.

Bernhard Schumacher, Urfeld, 18.10.2010


 

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